Chaosmagie: Nichts ist wahr, alles ist erlaubt!

"Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Ich sage euch: ihr habt noch Chaos in euch." (Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra).

"Chaos" von Lena Hades
"Chaos" von Lena Hades

Die Chaosmagie ist eine moderne Weiterentwicklung klassischer Zeremonial-magie. Sie wurde maßgeblich von Aleister Crowley und der Sigillenmagie von Austin Osman Spare beeinflusst. Die Grundlagen wurden in den 1970er Jahren von Pete Carroll entwickelt. Er ist einer der Mitbegründer des chaosmagischen Ordens Illuminates of Thanateros (IOT). Er beschrieb die Kernprinzipien der Chaosmagie in den als Lehr- und Praxisbücher für den IOT gedachten Werken Liber Null und Psychonautik.

 

Die Grunderfahrung des Magiers ist, dass er mit den transzendenten Kräften, die die Welt und Menschen bestimmen, in Wechselwirkung treten kann, sie also beeinflussen kann. Dafür müssen Praktizierende ihren wahren Willen erkennen, wie auch Aleister Crowley forderte. Damit Magie aber heute effektiv sein kann, müssen die Weltanschauung, Riten und Symbole der heutigen Lebenswirklichkeit angepasst werden. Magische Rituale sind darauf ausgelegt, auf das Unterbewusstsein des Praktizierenden zu wirken.

 

Viele Ritualanleitungen klassischer Zeremonialmagie stammen noch aus dem Mittelalter und beziehen sich in ihrer Symbolik auf Systeme, mit denen wir heute nicht mehr vertraut sind wie beispielsweise Kabbala oder Dämonologie. Anstatt sich in Themen komplett neu einzulesen, bietet es sich in der Chaosmagie eher an, mit Symbolsystemen zu arbeiten, die man bereits kennt. Möchte man zum Beispiel ein Ritual durchführen, dass mit neuen Medien in Verbindung steht, kann es sich sehr aufwendig gestalten, einen antiken Gott zu finden, der z.B. für Computer und das Internet zuständig ist. Stattdessen kann man sich der modernen Mythologie bedienen und Spock zum Fürsprecher bestellen. Dementsprechend kann die Wirksamkeit eines magischen Rituals stark eingeschränkt sein, wenn es sich dem (Unter)bewusstsein des Magiers nicht erschließt.

 

Der Schlüssel für die Effektivität von Ritualen sind veränderte Bewusstseinszustände, den den Zugang zu magischen Fähigkeiten eröffnen. Diese Fähigkeiten können aber auch ohne Bezug auf ein Symbolsystem entwickelt werden. Dies ist der Kernidee der Chaosmagie: alles ist erlaubt, solange es funktioniert. Ziele der Chaosmagie sind konkrete Lebensbewältigung, also z.B. Rituale für Erfolg, Gesundheit, etc. und die persönliche Weiterentwicklung.  

©kb