Teufelswerk und Magie: Modernes Heidentum und Satanismus

Ein alter Steinkreis in einer abgelegenen Stelle im Wald. Einige Gestalten in dunklen Kutten haben sich dort versammelt. Einige Gegenstände stehen auf einem improvisierten Altar - ein Kelch, ein Messer, eine Kerze, Räucherwerk. Die Gruppe formt einen Kreis und beginnt, Beschwörungen zu rufen.

Jules Michelet: La Sorcière
Jules Michelet: La Sorcière

Was hier wie eine kitschige Teufelsbeschwörung aus einem schlechten Film klingt, könnte genauso gut eine Gruppe Wiccas bei einem Ritual beschreiben. Eine Religion, deren Anhänger sich selbst Hexen nennen, Pentagramme tragen und ihre spirituelle Praxis als Magie bezeichnet, sehen sich häufig mit dem Vorwurf des Satanismus konfrontiert. Aber auch andere heidnische Richtungen müssen mit entsprechenden Vorurteilen kämpfen.

 

Gerade vor einem christlich-abendländischen Hintergrund ist das durchaus verständlich. Hexen galten im Mittelalter als Teufelsbuhlen. Sie hätten einen Pakt mit dem Satan geschlossen und ihnen wurden abscheuliche Rituale mit Kindstötungen und Schadenszauber nachgesagt. Heute geht es aufgeklärter zu - sollte man meinen. Die Wenigsten glauben wohl, dass eine Hexe tatsächlich dem leibhaftigen Teufel begegnet, den Allerwertesten geküsst und dann zu übernatürlicher Macht gekommen ist. Ein gewisses Unbehagen gegenüber dem ganzen Thema bleibt.

Grundvoraussetzungen der Teufelsverehrung

Henry de Malvost: Schwarze Messe
Henry de Malvost: Schwarze Messe

Der Teufel ist eine Figur der abrahamitischen Überlieferungen. Der Satan als Widersacher Gottes, Verführer der Menschen und Verkörperung des Urbösen ist ein christliches Bild. Um ihn zu verehren, muss man dieses Bild anerkennen. Der Satanismus, wie er in den Medien oft dargestellt wird, ist quasi ein umgedrehtes Christentum. Eine Schwarze Messe ist eine Perversion der christlichen Messe, wobei die verschiedenen Elemente ins Gegenteil verkehrt werden: ein umgedrehtes Kreuz, die Anrufung Satans, statt das Blut Christi wird Tierblut oder gar Menschenblut getrunken etc.

 

Moderne Heiden haben sich unter anderem den Begriff “Heidentum” als Bezeichnung ausgesucht, um die Abgrenzung zum Christentum zu unterstreichen. Sie knüpfen an die vorchristlichen Religionen an oder begründen neue Traditionen, bei denen die Natur im Mittelpunkt steht. So unterschiedlich die Inhalte der verschiedenen Richtungen sein mögen - in der Regel ist ihnen allen gemeinsam, dass sie die christliche Vorstellung von Gott, der Schöpfung, der Sünde und somit auch des Teufels ablehnen. Dementsprechend ist der Vorwurf des Satanismus aus Sicht der Heiden völlig unbegründet.

Satanismus, Magie und Pentagramme

Sigille des Baphomet, Emblem der Church of Satan; Bild: Gustavo89
Sigille des Baphomet, Emblem der Church of Satan; Bild: Gustavo89

Der Begriff Magie wird sehr ambivalent genutzt. Manche Traditionen im Heidentum bezeichnen einen Großteil ihrer religiösen Praxis als “Magie”. Es bestehen beispielsweise viele Anknüpfungspunkte zur Zeremonialmagie. Diese wiederum hat durchaus Anklänge an mittelalterliche Vorstellungen von Teufels- und Dämonenbeschwörungen und verwendet ähnliche Elemente. Dies bedeutet jedoch nicht, dass jede Form der Magie automatisch mit dem Teufel zu tun hat.  

Pentagramm mit nach oben weisender Spitze
Pentagramm mit nach oben weisender Spitze

Eines der wohl prominentesten Symbole, die mit dem Teufel in Verbindung gebracht werden, ist das Pentragramm. Das Pentagramm ist ein fünfzackiger Stern und wird als Symbol seit über 4000 Jahren verwendet. Es gibt zwei Ausrichtung - mit einer oder mit zwei Spitzen nach oben weisend. Viele moderne Heiden tragen ein Pentagramm in der ersten Variante. Diese Version des Symbols bedeutet Weiblichkeit und Schutz. Das umgedrehte Pentagramm wird manchmal mit dem Teufel in Verbindung gebracht. Die beiden nach oben weisenden Spitzen werden so Zeichen für die Hörner eines Zeigenbocks als Tier des Satans. Alternativ wird es auch als Prinzip der Männlichkeit oder Stärke gesehen.

Vom Teufel und dem Gehörnten

Francisco Goya: Hexensabbat
Francisco Goya: Hexensabbat

Nicht nur die rituelle Praxis lässt Vergleiche mit Satansbeschwörungen aufkommen - auch hinsichtlich bestimmter Götter im modernen Heidentum bestehen vor allem äußerliche Gemeinsamkeiten mit der traditionellen Vorstellung des Teufels. In der Bibel gibt es viele Namen und Beschreibungen für Satan. Im Allgemeinen stellt man sich aber seit dem Mittelalter ein menschenähnliches Wesen vor, mit Ziegenfüßen, einem Schwanz und den Hörnern eines Ziegenbocks.

 

Eine Gestalt halb Mensch halb Ziege ist auch aus der griechischen Mythologie bekannt: der Hirtengott Pan wird in klassischen Statuen so dargestellt, wie wir es später vom christlichen Teufel kennen (von dem netten Gesichtsausdruck und der Frisur einmal abgesehen). Pan ist ein Gott der Natur und des Waldes und dementsprechend bei modernen Heiden beliebt. Er steht auch in enger Verbindung mit Musik, Tanz und Fröhlichkeit - Dinge, denen die Kirche im Mittelalter eher kritisch gegenüberstand. Außerdem verführte Pan (unter anderem) die Mondgöttin Selene. Das Götterpaar vom Herren des Waldes und der Mondgöttin ist allgemein im modernen Heidentum sehr beliebt.

Abbildung eines gehörnten Gottes auf dem Gundestrup Kessel
Abbildung eines gehörnten Gottes auf dem Gundestrup Kessel

Ein weiterer gehörnter Gott ist der keltische Cernunnos. Er ist ebenfall ein Gott des Waldes, der Natur und der Fruchtbarkeit. Über diesen Gott existieren keine Sagen oder Legenden, aber Zeugnisse eines Gottes mit Hirschgeweih wurden von Britannien über Galien, Spanien, Italien bis nach Rumänien gefunden. Es gibt beispielsweise Darstellung des Gottes in einer meditierenden Haltung mit einer Schlange in der Hand. Auch hier hören die Gemeinsamkeiten mit dem christlichen Teufel bereits bei den Hörnern auf, wobei selbst diese beim einen von einem Hirsch, beim anderen von einer Ziege oder einem Widder stammen.

 

©kb