Rituale

Wir wissen nur wenig über die Rituale der Kelten. Es gab keine Tempel oder sonstige permanente Bauwerke. Stonehenge und andere megalithische Kultstätten waren teilweise verschüttet und wurden ansonsten möglicherweise genutzt, aber nicht von den Kelten selbst errichtet. Ein keltisches Heiligtum wird als nemeton bezeichnet, ein Ort des Austauschs zwischen Göttern und Menschen. Wahrscheinlich fand dies meist in heiligen Hainen oder auf Hügeln statt.  

Pflanzenrituale

Am bekanntesten ist die Mistel, die auch im Asterix und Obelix Comic eine essentielle Zutat für den berüchtigten Zaubertrank darstellt. Tatsächlich berichten antike Reisende, dass die Mistelernte mit verschiedenen Ritualen und besonderen Gegenständen verbunden war. So fand sie am sechsten Tag des Mondzyklusses statt. Die Pflanzen durften nicht mit Eisen geschnitten werden. Stattdessen nutzen die Druiden eine goldene Sichel. Die Männer kleideten sich weiß. Im Anschluss folgte ein Opferritual, bei dem weiße Stiere geopfert wurden.

 

Jean Markale berichtet auch, dass die Ernte von Bärlapp mit Vorschriften versehen war. Dieser durfte laut dem Autor nur mit links geschnitten werden. Er interpretierte dies folgendermaßen: "Bei den Kelten war die rechte Seite die Lichtseite, die linke dagegen die Schattenseite, die Seite des Mysteriums. Sie lag gegen Norden, denn die Kelten orientierten sich mit dem Gesicht nach Sonnenaufgang. Die Ernte des Bärlapps bedeutete also eine Aneignung der dunklen, geheimnisvollen Kräfte."

Die vier Elemente

Im heutigen Heidentum ist in den meisten Traditionen ein Bezug zu den Elementen Erde, Wasser, Feuer und Luft bekannt. Jean Markale schreibt in seinem Buch “Die Druiden” auch über die Beziehungen der Kelten zu diesem Thema. Seine Ausführungen sind meiner Meinung nach aber etwas spekulativ. Laut dem Autor sind die Elemente “Formen des Übergangs, die es Energie ermöglicht, sich zu verwandeln und zu generieren.

 

Markale schreibt, bei den Kelten hätte es keine direkte Verbindung der Erde etwa in Form einer Göttin an sich vergeben. Die Vorstellung der Erdgöttin stammen seiner Ansicht nach aus der Megalithzeit. “Den Kelten war die Vorstellung einer direkten Verbindung zwischen Erde und Volk oder Stamm fremd; das Bindeglied zwischen beiden war der König, dessen Herrschaft durch Wahl und priesterliche Anerkennung sowohl von der Gesellschaft als auch von der Erde legitimiert werden musste.” (S. 198) Es gibt verschiedene keltische Sagen, wie künftige Könige hässlichen Frauen begegnen und sie küssen müssen, um ihre Herrschaft zu bestätigen. In der Regel verwandeln sie sich dann natürlich in schöne Frauen.

 

Die Luft galt den Kelten laut Markale als geheimnisvolles, fließendes Reich, das ausschließlich Zauberwesen und Gottheiten vorbehalten ist. In vielen Sagen scheinen Götter und Göttinnen in der Gestalt von Krähen oder Schwänen. Über das Wasser weiß Markale nicht mehr zu berichten, als dass Quellen und Flüsse heilig sind. Sie sind oft auch Wohnort von Naturgeistern. Das Feuer wiederum wurde nicht als eigenes Element wahrgenommen, sondern entsteht durch die Transformation der drei anderen Elemente.

 

Es gibt keine weiteren Überlieferungen, inwiefern die Elemente eigenständig Teil der keltischen Religion waren. Es ist wahrscheinlich, dass sie nicht für sich verehrt wurden, sondern immer als Teil von komplexeren Wesen oder Symbolen, beispielsweise Naturgeistern oder Gegenständen wie dem Kessel.

Opfer, Fluch und Tabu

Markale vertritt die Ansicht, dass bei den Kelten keine Menschen, sondern nur Tiere geopfert wurden. Aufgrund archäologischen Funde und den Beschreibungen antiker Autoren geht man heute aber davon aus, dass es durchaus Menschenopfer gegeben hat.  

 

Flüche hatten eine große Bedeutung bei den Kelten und in den Sagen versuchen die Helden um jeden Preis zu vermeiden, dass sie verflucht wurden. Außerdem gab es geis, spezielle Tabus, die Menschen auferlegt wurden. Sie wurden meist von Druiden oder später von einer Frau ausgesprochen. Die galt zum Beispiel auch, wenn man den Namen eines Tieres trug. Es war dann der Person verboten, dieses Tier zu töten oder zu essen. In dieser Hinsicht gibt es bei den Kelten Anklänge an den Totemismus.

 

 

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